EUROGLIDE 2024 – Wandersegelflug mit Vorgabe

Seit vielen Jahren geplant, diesmal hat es geklappt: Die Teilnahme an der EUROGLIDE, ein Segelflug-Wettbewerb der besonderen Art, denn hier werden nicht jeden Tag neue Aufgaben vom gleichen Flugplatz ausgehend geflogen, sondern es ist nach dem Start in Venlo (NL) eine Strecke von ca. 2.600 km mit 5 Wendepunkten vorgegeben, die von jedem teilnehmenden Team selbst organisiert abgeflogen wird. Wer zuerst wieder in Venlo ankommt, hat gewonnen.

Von den Vorarlberger Sportfliegern haben wir uns mit zwei Teams angemeldet. Mit zwei Antares Elektro-Eigenstartern und einem Verfolger-Fahrzeug mit Anhänger wollen wir die Strecke im Teamflug absolvieren, d.h. wir wollen am Abend mit beiden Flugzeugen am gleichen Flugplatz landen. Ursprünglich waren wir vier Piloten, am Ende blieben aus Termingründen nur drei übrig: Helmut Mennel und Günter Kulhay wechseln sich auf ihrer Antares „WG“ ab, und ich (Peter Scholz) fliege meine Antares „AB“. Da wir alle schon im Pensionisten-Alter sind, wollten wir es auch komfortabel haben, d.h. die Nacht jeweils in einem Hotel in drei Einzelzimmern verbringen, und möglichst vorher gemütlich in einem Gastgarten bei gutem Essen und einem kühlen Bier zusammen hocken.
Die Anreise am Sonntag, den 23. Juni war lang, aber unspektakulär. Um kurz nach 6:00 Uhr ging es für mich mit der AB am Haken vom Flugplatz Hohenems Richtung Venlo, Günter und Helmut starteten mit der WG direkt von Bregenz aus. Am Morgen hat es in Vorarlberg noch leicht geregnet, doch unterwegs wurde das Wetter immer besser, und gegen 15:00 Uhr trafen wir kurz nacheinander bei schönstem Sommerwetter in Venlo ein.

Um 17:00 Uhr war das Eröffnungsbriefing angesetzt, so hatten wir noch Zeit, im Hotel einzuchecken und kurz unter die Dusche zu springen.

Nach dem Briefing hatten die Venloer Segelflieger zu einem Grillabend eingeladen, und so haben wir den warmen Sommerabend bei gutem Essen und Trinken genossen, alte Bekanntschaften wieder aufgefrischt und uns auf den kommenden Tag und den Beginn des Wettbewerbs gefreut.

Flugroute AB Montag, 24.06.24

EUROGLIDE Tag 1: Montag, 24.06.24; Venlo – Stadtlohn – Rudolstadt

Sat-Bild Montag, 24.06.24 12:00 UTCWieder ein traumhafter Sommertag, warm, leichter Ostwind, und bald waren die ersten Quellungen am Himmel zu sehen. Startbereitschaft war für 11:30 Uhr angesetzt, bis dahin war noch einiges zu tun. Wir mussten nicht nur die zwei Flugzeuge aufbauen, sondern auch unser Gepäck und das Zubehör für beide Flugzeuge in einen Anhänger umräumen, und dabei möglichst nichts Wichtiges vergessen. Mein Anhänger samt Auto blieb in Venlo zurück, und für den ersten Tag hat Günter die Autobahn-Route gewählt, während Helmut auf der WG geflogen ist.

Nach dem Start haben Helmut und ich erst mal eine Weile gebraucht, um uns auf einen „lockeren“ Teamflug zu verständigen: Jeder fliegt für sich, mit gegenseitiger Information über Position und ggf. gutes Steigen. Am Anfang war die Sicht sehr bescheiden, aber es tauchten im Dunst immer wieder vielversprechende Quellungen und Aufreihungen im Ostwind auf. Der ursprüngliche Plan, möglichst bald nach der ersten Wende in Stadtlohn in das Sauerland zu queren, wurde daher bald aufgegeben, und wir sind bis Paderborn im Flachland geblieben. Dort haben wir uns auch wieder getroffen, und sind dann von dort aus im engeren Teamflug durch das Weserbergland und weiter Richtung Thüringer Wald geflogen. Die Sicht wurde jetzt besser, der Ostwind aber auch stärker, und die Wolken spärlicher. Über dem Thüringer Wald standen ab der Wartburg immer noch einzelne Wölkchen, die auch noch Thermik brachten, aber ab 18:30 Uhr wurde die Thermik deutlich schwächer, und es war eigentlich nur noch abgleiten angesagt. Der Rechner meinte, dass es noch bis nach Rudolstadt langt, somit haben wir uns per Funk auf diesen Flugplatz als Landeplatz verständigt.

Der Flugplatz liegt hinter einem Wald auf einer Kuppe, und da ich dort noch nie gelandet war, habe ich mit dem Motor noch ein paar hundert Meter Höhe gemacht, um einen sauberen Landeanflug hinzubekommen. Dies hat sich im Nachhinein auch als gute Entscheidung herausgestellt, denn als ich den Flugplatz dann im Blickfeld hatte, standen etwa in Bahnmitte bereits zwei Segelflugzeuge, die auch keine Anstalten machten, sich dort fortzubewegen. Vor die Wahl gestellt, mit Gegenwind kurz bergab zu landen, oder mit Rückenwind bergauf, habe ich mich für die letztere Variante entschieden, und konnte dann von der Asphaltbahn direkt auf die Abstellposition rollen. Helmut kam einige Minuten nach mir ebenfalls dort an.
Flugroute AB Montag, 24.06.24
Günter hatte unseren Funkverkehr im Auto mitgehört, und war dann auch ca. ½ Stunde nach unserer Landung ebenfalls mit dem Hänger dort angekommen.
Insgesamt sind an dem Abend fünf Flugzeuge der Euroglide dort gelandet. Flugbetrieb gab es dort nicht mehr, aber ein Motorflieger, der sich dort in seiner Freizeit seinen privaten Hangar baute, hat uns den Kontakt zum Segelflug-Verein vermittelt, und so hatten wir dann auch schnell alle Informationen, die wir für den nächsten Tag brauchten, und vor allem auch Strom, um unsere Akkus wieder für den nächsten Tag aufzuladen.

Während Helmut und ich unsere Flugzeuge für die Nacht fertig machten, hat Günter ein schönes Quartier organisiert, wo wir dann gegen 21:30 Uhr eingetroffen sind. Dort bekamen wir noch den Hinweis auf die einzige offene Pizzeria in Rudolstadt, wo wir dann auch die anderen Teams wieder trafen. Bei gutem Essen und einem kühlen Bier haben wir den langen Tag ausklingen lassen.

Flugweg Dienstag, 25.06.24 Rudolstadt - Hodkovice - Reinsdorf

EUROGLIDE Tag 2: Dienstag, 25.06.2024; Rudolstadt – Hodkovice – Reinsdorf

Nach einem guten Frühstück im Hotel ging es wieder zum Flugplatz nach Rudolstadt. Johannes, der Vorsitzende des Vereins, war extra zum Platz herausgekommen, um als Startleiter zu fungieren. Mit guten Tipps zur Route versehen, sind wir dann gegen 11:30 Uhr wieder aufgebrochen. In der WG wieder Helmut, Günter hat die Flugfläche 0 im Auto vorgezogen. Der Ostwind war wieder sehr kräftig, insgesamt war es blauer, aber im Wind bildeten sich immer wieder kleine Flusen, die tragende Linien markierten. So ging es erst das Saaletal entlang, dann über Gera und Chemnitz an das Erzgebirge auf die Südseite. Dort gab es dann wieder mehr Wolken, und so ging es zwar langsam, aber stetig zur Wende hin. Danach ging es dann mit leichter Rückenwindkomponente besser voran, allerdings war die Thermik jetzt deutlich zerrissener, und nicht immer dort, wo ich sie vermutet hatte. Am späteren Nachmittag wurde es dann auch wieder blauer, aber die Sandböden mit ihren Wäldern haben eigentlich bis zum Schluss zuverlässig getragen. Reinsdorf war sicher erreichbar, Lüsse hätte wahrscheinlich auch noch funktioniert. Da Helmut aber doch gute 30km hinter mir war, haben wir uns für Reinsdorf entschieden, denn der Thermiktag ging um kurz nach 18:00 Uhr definitiv zu Ende.

Günter war auch bald mit dem Hänger angekommen, und durfte seine Fähigkeiten als Quartiermeister wieder unter Beweis stellen. Booking.com war nicht sehr ergiebig, aber über Google Maps hat er dann das Parkhotel Schönewalde aufgetrieben. Die Frage nach drei Einzelzimmern um kurz nach 19:00 Uhr kommentierte die Inhaberin dann nur mit einer landestypischen Bemerkung „Und det fällt Ihne jetzt ein, det Se drei Einzelzimmer brauchen?“ Sie war dann aber sehr nett, wir bekamen unsere drei Zimmer, und im Ort gab es auch noch einen Gasthof, der bis 23:00 Uhr geöffnet hatte. Somit alles perfekt!

Flugweg Dienstag, 25.06.24 Rudolstadt - Hodkovice - Reinsdorf
Auch in Reinsdorf waren wir nicht die einzigen von der Euroglide, und so trafen wir uns alle abends in Schönewalde bei dem besagten Restaurant: Ein Inder, der neben den landestypischen Gerichten auch Döner, Pizza, Mexikanisch und Schnitzel anbot, inkl. einem Lieferservice für den ganzen Landstrich. Wir haben uns für indisch entschieden, und das war kein Fehler: Gutes Essen, kühles Bier und ein entspannter Service.
Leider gab es an diesem Tag auch eine traurige Nachricht. In Suhl am Thüringer Wald war am Morgen einer der Teilnehmer der Euroglide beim Start tödlich verunglückt. Die Wettbewerbsleitung hat daher den Wettbewerb für einen Tag unterbrochen und den Mittwoch zum Ruhetag erklärt. Somit haben wir unseren Aufenthalt im Hotel um einen Tag verlängert, und am Mittwoch haben Günter und ich einen lokalen Trainingsflug eingeschoben. Abends waren wir dann wieder bei unserem bewährten Universal-Inder zu Gast.

Flugweg Donnerstag, 27.06.24; Reinsdorf - Lüneburg

EUROGLIDE Tag 3: Donnerstag, 27.06.24; Reinsdorf – Lüneburg

Der Donnerstag begann sonnig und sommerlich warm, und eigentlich waren wir sehr optimistisch, heute nach der Wende in Lüneburg noch ein gutes Stück nach Süden voranzukommen. Als wir jedoch am Flugplatz ankamen, hatte der Wettergott entschieden, just über Reinsdorf eine Schauerwolke auszuquetschen, und es regnete erst mal für eine gute halbe Stunde. Immer noch optimistisch, genehmigten wir uns erst mal Kaffee und Kuchen bei Erika, die neben der Bewirtung der Flugplatzkneipe auch noch als Flugleiterin den Funkverkehr mit den an- und abfliegenden Piloten in Reinsdorf abwickelte.

Der Schauer zog ab, und im Osten sah man bald wieder die ersten Quellungen. Die Sandböden in Brandenburg saugen auch größere Mengen von Wasser schnell auf, und so war ich immer noch optimistisch, dass wir gegen Mittag starten könnten.

Im Vorfeld der herannahenden Front und der vorlaufenden Konvergenzlinie war die Ostströmung in Reinsdorf jedoch praktisch zum Erliegen gekommen, und die abschirmenden Wolken haben sich erst gegen 14:00 Uhr langsam verzogen. Es gab daher noch mal eine Runde Kaffee und Kuchen, und mit der einsetzenden Einstrahlung war der Weg nach Nordwesten auch für uns frei. Wir starteten aber erst um 15:00, und somit war klar, dass wir heute nicht weit vorankommen würden, denn an der Konvergenzlinie hatte die Überentwicklung mit Schauern und Gewittern schon eingesetzt. Anfangs ging es auch noch recht zäh voran, kurz vor Lüsse musste ich mich aus 300m mühsam wieder ausgraben.

Danach ging es etwas besser voran, und kurz hinter der Elbe erreichten wir die tragende Linie der Konvergenz.

Nördlich von uns stand über Stendal der Schauer, dahinter im Westen konnten wir sogar noch etwas Sonne sehen. Also noch mal ganz hoch an die Wolken in 1.800m, und dann unterhalb des etwa 25 km breiten Niederschlagsbandes auf der tragenden Seite fast ohne Höhenverlust hindurch auf die andere Seite.

Zum Schluss dann noch einmal durch einen kurzen Schauer, dann kam die tote Luft, und wir sind fast 80km Richtung Lüneburg abgeglitten.

Für die letzen km haben wir dann noch mal kurz den Elektromotor bemüht, und dann den etwas verblüfften Flugleiter in Lüneburg erreicht, der eigentlich schon Feierabend machen wollte („Das passt jetzt eigentlich gar nicht, gibt es eine Ausweichmöglichkeit?“ – „Negativ, Delta Alpha Bravo“). Er war dann aber sehr nett, und hat uns und einem dritten Team, welches ebenfalls aus Reinsdorf kurz nach uns ankam, die Clubräume aufgeschlossen und uns mit Strom versorgt.


Flugweg Donnerstag, 27.06.24; Reinsdorf - Lüneburg
Günter hing mit dem Anhänger noch im Feierabendstau in der Nähe von Braunschweig fest, somit haben wir schon mal nach einem Quartier gesucht. Die Wahl viel auf die Wassermühle Heiligenthal, auf der anderen Seite von Lüneburg ca. 20 Minuten entfernt, und mit überzeugenden Bildern vom Frühstücksbuffet. Günter kam leider erst recht spät, und es war dann kurz vor 22:00 Uhr, als wir uns auf die Suche nach einem noch offenen Restaurant in Lüneburg machten – leider vergeblich. Somit bekamen wir im Hotel so gerade noch ein Landebier, dann wurde auch dort alles abgesperrt. Günter und ich sind dann noch mal zur Tankstelle und mussten als Abendessen mit einem eingeschweißten Sandwich mit weitgehend undefinierbaren Inhaltsstoffen vorliebnehmen. Definitiv der gastronomische Tiefpunkt dieser Reise.
Das Frühstück am nächsten Morgen hat uns aber mehr als entschädigt, das war wirklich vom Feinsten, und wenn ich mal wieder in der Gegend bin, werde ich sicher dort noch einmal Station machen und mich auch am Abend von der Küche verwöhnen lassen!

EUROGLIDE Tag 4: Freitag, 28.06.24; Lüneburg – Plätzer/Hünfeld

 An diesem Morgen erwartete uns eine völlig andere Luftmasse. Statt der trägen Warmluftpampe der letzten Tage war auf der Rückseite der Front frische Meeresluft eingeflossen, mit niedriger Basis, aber schönen Aufreihungen. Leider nicht in Flugrichtung, es ging ein strammer Westwind, der genau quer zum Kurs lag.

Bis Wolfsburg lief es noch ganz gut, auch wenn im starken Westwind die Thermik schwer zentrierbar war. Ab Braunschweig wurde es zunehmend blau, und die Basis sank deutlich ab.

Für den Sprung zum Harz habe ich mehrere Versuche gebraucht, und hatte dann auch noch die falsche Entscheidung getroffen, auf der Luvseite, also im Westen am Harz vorbei zu wollen. Dort war alles im niedrigen Bereich verwirbelt und dazu noch blau. Also im zweiten Versuch mit noch mal 400m Höhe aus dem Elektromotor im Osten auf dem Hochplateau hinter dem Brocken die Querung versucht. Das war auch nicht einfach, aber immerhin waren dort Wolken, die zumindest ungefähr zeigten, wo die Bärte standen.  

Ab Nordhausen bis Eisenach lief es dann wieder besser. Der Thermiktag neigte sich aber schon wieder seinem Ende entgegen, und was jetzt kam, kannte ich schon von meinen früheren Flügen vom Thüringer Wald nach Westen: Die Thermik wird schwächer, und das Gelände steigt zur Rhön noch mal deutlich an.Und ich war auf der Leeseite der Rhön, was die Sache bei dem starken Wind noch mal schwieriger machte. Günter war heute in der WG, aber ich hatte schon kurz nach dem Harz den Funkkontakt zu ihm verloren, er musste also deutlich weiter zurück liegen. Somit habe ich mich entschlossen, mit Motor quer zum Kurs zum Flugplatz Plätzer zu fliegen, der auf der Westseite der Rhön strategisch besser liegt für den Weiterflug zum nächsten Wendepunkt.


Günter war mittlerweile bei Göttingen gelandet, und gerade dabei, mit Helmut den Flieger in den Anhänger zu verladen. Das war gar nicht so einfach, denn alles Gepäck aus dem Anhänger musste vorher in den nicht allzu geräumigen Audi A3 umgeladen werden. Während die WG über die Autobahn zum Plätzer unterwegs war, durfte ich die Gastfreundschaft der dortigen Segelflieger in Anspruch nehmen, die mich mit Kaffee, Bier und Bratwurst versorgten und die Wartezeit verkürzten.

Unterkunft fanden wir im nahe gelegenen Best Western Hotel „Konrad Zuse“, der geniale Erbauer der ersten leistungsfähigen Computer hat hier gelebt. Im Hotel war für das Wochenende eine größere Gruppe von Motorradfahrern untergebracht, so dass wir mit unserem Segelflieger-Outfit in dem sonst eher auf Business getrimmten Hotel gar nicht weiter auffielen.

Leider waren wir auch heute etwas spät dran, und so musste – man ahnt es – wieder ein Universal-Inder gefunden werden, zwar mit mäßigem Ambiente, aber wir wurden satt und es hat geschmeckt.

EUROGLIDE Tag 5: Samstag, 29.6.24; Plätzer – Plätzer (und on the road: Plätzer – Venlo – Plätzer)

Leider war die schöne kühle Meeresluft schon weiter nach Osten abgezogen, und von Westen näherte sich ein massiver Trog, im Vorfeld wurde wieder subtropische Warmluft herangeführt, inklusive Saharastaub, der zwischenzeitlich dämpfend auf die Thermik wirkte.

Unsere Pläne, heute nach der Umrundung des nächsten Wendepunktes (Mainbullau bei Aschaffenburg) zumindest wieder zurück zum Thüringer Wald zu kommen, mussten angesichts der fortschreitenden Zeit und der sich abzeichnenden mittelfristigen Wetterentwicklung gründlich revidiert werden: Irgendwann war klar, dass wir heute Abend wieder auf dem Plätzer landen würden. Und dass wir dann die nächsten drei Tage wahrscheinlich gar nicht mehr fliegen würden, oder nur noch kurze Strecken unter heftigem Motoreinsatz. Das Ziel, bis zum Freitag (letzter Wertungstag) wieder Venlo zu erreichen, mussten wir aufgeben. Wir entscheiden daher gemeinsam, mit Ablauf des Samstags die Euroglide 2024 für uns abzubrechen, und am Sonntag nach Hause zu fahren. Helmut und ich probierten noch einmal, zumindest in die Nähe des nächsten Wendepunktes zu kommen. Aber die Warmluft ließ uns einfach nicht vorankommen. Immerhin haben wir noch mal die Wasserkuppe von oben gesehen, was insbesondere Helmut, der hier in dieser Gegend das erste Mal unterwegs war, sehr gefreut hat.

Nach drei Stunden Sauna sind wir wieder gelandet, Günter hat dann auch noch mal einen Start gemacht.


Mittlerweile gab es eine Unwetterwarnung vom DWD für die Nacht: Starkregen, Sturm und Hagel waren vorhergesagt. Die Freunde vom Plätzer waren sehr hilfsbereit, und haben für die AB und einen anderen Flieger eines holländischen Euroglide-Teams, die ebenfalls dort gelandet waren Hallenplätze für die Nacht zur Verfügung gestellt.

Wir haben dann noch einmal im Hotel eingecheckt, das American Barbecue genossen und anschließend hat mich Helmut nach Venlo gefahren, wo wir mein Auto und den Anhänger für die AB abgeholt haben. An diesem Abend fand das EM-Spiel Deutschland gegen Dänemark in Dortmund statt, somit hatten wir zumindest eine leere Autobahn. Gerade als das Spiel zu Ende war, fuhren wir durch Dortmund, entkamen so auch noch dem Abreiseverkehr. Und zumindest bis Venlo hatten wir nur ein paar leichte Regenschauer und einige spektakuläre Blitze am Himmel. Das änderte sich, sobald der Anhänger am Haken hing. Es schüttete wie aus Eimern, und es ging eine Zeitlang nur noch mit maximal 60 km/h voran. Irgendwann war die Front dann aber durch, und kurz nach 05:00 Uhr war ich wieder am Flugplatz, freute mich schon auf das Bett im Hotel. – Zu früh, denn plötzlich lag auf dem Zufahrtsweg zum Flugplatz ein umgestürzter Baum!

Wenden oder rückwärts zurück war nicht drin, aber ich hatte ein Abschleppseil im Auto, mit dessen Hilfe habe ich den Baum dann so weit von der Fahrbahn gezogen, dass ich mit dem Anhänger vorbei kam.

Am Sonntag dann noch ein gemütliches spätes Frühstück im Hotel, die AB zwischen zwei Schauern abrüsten, das Gepäck wieder richtig auf die zwei Autos aufteilen, und mittags ging es dann nach Süden Richtung Heimat.

 Auch wenn wir von den 2.600 km nur ca. 1.400 km geschafft haben, war es eine tolle Erfahrung, mit schönen Flügen in tollen unbekannten Landschaften und netten Begegnungen mit Fliegern und Nicht-Fliegern. Wir sind auf jeden Fall bei der EUROGLIDE 2026 wieder dabei!

Große Jahresnachprüfung unserer Flugzeuge

Am Donnerstag war Hochbetrieb rund um unseren Hangar X. 17 Segelflugzeuge standen bereit, um vor der Saison überprüft zu werden. Die eigentliche Wartung hatten wir im Vereinsbetrieb ja schon während des Winters an allen Flugzeugen durchgeführt. Die meisten Arbeiten können wir in unserer Werkstatt selbst durchführen, das notwendige Fachwissen hierfür vermitteln unsere erfahrenen Werkstattleier gerne an die jüngeren Vereinsmitglieder. Nur durch diese freiwilligen Arbeitsleistungen ist es auch möglich, unseren Sport kostengünstig und für alle sozialen Schichten leistbar zu betreiben.

Ähnlich wie beim Auto muss auch jedes Flugzeug einmal im Jahr von einem dafür ausgebildeten und zugelassenen Prüfer abgenommen werden. Im Unterschied zu den Autos ist dies nicht national geregelt, sondern die diesbezüglichen Bestimmungen der europäischen Luftfahrtbehörde EASA gelten einheitlich in der ganzen EU. Daher kann unser Prüfer, die Firma Lindner aus Biberach, auch problemlos unsere Flugzeuge prüfen, egal ob diese in Österreich oder Deutschland angemeldet sind.

Bereits am frühen Morgen hatten wir begonnen, die Flugzeuge, die in ihren Anhängern in der HAlle überwintert hatten, auszuräumen und die Komponenten – Rumpf, Tragflächen und Leitwerk für die Prüfung einzeln bereit zu stellen. Nach einer Inspektion der Teile wird das Flugzeug dann noch komplett zusammengebaut, um die Funktion der Steuerung noch einmal zu überprüfen.

Dank vieler freiwilliger Helfer und unserer guten Vorbereitung waren wir bereits um die Mittgszeit mit der eigentlichen Prüfung fertig. Die Prüfer haben dann noch die Papiere ausgefertigt, was leider dank immer umfangreicherer Dokumentationsvorschriften auch immer länger dauert.

Derweil wurden die Hänger für die Saison wieder im Freien geparkt, und die Flugzeuge aufgerüstet in der Halle eingeräumt.

Somit sind wir jetzt wieder startbereit für die neue Saison und freuen uns auf viele erlebnisreiche Flüge am Flugplatz Hohenems/Dornbirn.

Kuchen backen in der Werkstatt?

Leider nicht (hätte uns schon geschmeckt!). Um eine Rundung im Rumpfinnern unserer neuen ASW 28 abzuformen, rührt Peter hier Plastillin zusammen. Das Ergebnis sieht aus wie Marzipan, schmeckt aber leider nicht so. Mit der Abformung wird ein Brett hergestellt, worauf dann das ELT befestigt wird. Dieses Gerät ist ein Crash-Sender, der im Falle eines Absturzes automatisch ein Notsignal aussendet, so dass die Rettungskräfte das Flugzeug leichter finden können. In Österreich ist der Einbau eines solchen ELT für alle Flugzeuge vorgeschrieben.

Außerdem haben wir gestern noch die Automatik unseres Festo-Staubsaugers repariert (preiswert, nur ein 0,33€- Widerstand musste ersetzt werden). Und der Rumpf des Duo Discus (der mit der Außenlandung am Wochenende!) ist jetzt auch in die Werkstatt gekommen, um für die nächste Saison hergerichtet zu werden.

fly electric – Neue Antares 20E am Flugplatz Hohenems

Eigentlich ist sie nicht mehr ganz neu, sondern bereits 20 Jahre alt. Aber für Helmut, Hartwig und Günter war gesterrn ein ganz besonderer Tag.

Vor einigen Wochen hatten sie sich gemeinsam ihren Traumflieger gekauft: Eine Antares 20E, das erste in Serie gebaute eigenstartfähige Elektrosegelflugzeug der Welt. Gebaut von der Firma Lange Aviation in Zweibrücken, die damit vor über 20 Jahren bereits auf den Markt kam.

Die Umschreibung auf die neuen Eigentümer hat ein paar Wochen gedauert, jetzt sind die Papiere da, und das Flugzeug durfte in Hohenems das erste Mal in die Luft gehen.

Auch die drei Piloten müssen sich erst mit dem Flieger vertraut machen. Sie haben zwar schon lange ihre Segelflug-Lizenz – Günter fliegt beruflich sogar große Jets und ist auf diesen Maschinen auch als Fluglehrer tätig – doch weil der Eigenstart mit einem motorisierten Segelflugzeug als neue Startart gilt (neben dem Flugzeugschlepp und dem Windenstart), müssen sie jetzt erst einmal unter der Aufsicht eines Segelfluglehrers jeweils 5 Starts mit Motor auf der Antares machen.

Ihre Antares ist nicht des erste Flugzeug dieser Art in Hohenems, es gibt bereits drei weitere solche Maschinen am Flugplatz. Somit ergab sich die Gelegenheit, eine gründliche Einweisung am Boden von einem dieser erfahrenen Antares-Piloten zu erhalten. Danach machte Helmut zunächst ein paar Rollübungen am Boden, denn mit 20 Meter Spannweite muss man aufpassen, dass man nirgendwo aneckt.

Danach ging es zum Start, mühelos und mit leisem Schnurren hob die Antares ab und stieg mit ca. 3m/Sek. in den Himmel über dem Flugplatz. Helmut konnte seine 5 Starts gestern durchführen, in den nächsten Tagen folgen die beiden anderen Piloten.

Da fehlt dann nur noch das richtige Segelflugwetter, aber das kommt sicher im nächsten Frühjahr. Herzlichen Glückwunsch an die drei neuen Antares-Piloten und always happy landings!

Euroglide 2024 – Segelflieger planen schon für die nächste Saison

Für diese Jahr ist die Saison beendet, aber schon gibt es erste Vorbereitungen für 2024. Heute öffnete das Registrierungsfenster für einen ganz speziellen Wettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet: die Euroglide 2024. Drei Teams aus Vorarlberg haben sich unter den rund 70 Teilnehmern einen Startplatz ergattert.

Normalerweise finden Segelflugwettbewerbe an einem bestimmten Flugplatz statt, und die Teilnehmer müssen von dort aus jeweils einige Wendepunkte umrunden, um dann wieder auf dem Startflugplatz zu landen. Wer es am schnellsten geschafft hat, ist Tagessieger. Dies wird an mehreren Tagen wiederholt, und wer am Ende die meisten Punkte hat, ist Wettbewerbssieger.

Auch bei der Euroglide geht es darum, als Erster am Ziel zu sein. Die Strecke ist jedoch rund 2.500 km lang, und somit nur in mehreren Tagen zu bewältigen. Neben den Piloten gibt es daher auch noch eine Bodencrew, die mit dem Anhänger dem Flugzeug nachfährt, und bei einer eventuellen Außenlandung den Transport zum nächsten Flugplatz sicherstellt.

Die Teams wissen daher im im Vorhinein noch nicht, wo man abends landen wird, und die genaue Streckenfühung zwischen den Wendepunkten, die jeweils ca. 400-800km auseinanderliegen, ist jedem Piloten selbst überlassen.

Im nächsten Jahr geht es ab dem 24. Juni von Venlo (NL) erst Richtung Tschechien, und dann im Zick-Zack-Kurs ein paar mal quer durch Deutschland, und am Ende wieder nach Venlo. In den nächsten Monaten werden sich die Teams intensiv um die geschickteste Streckenführung, Lufträume und die auf der Strecke am besten geeigneten Zwischenstopps kümmern. Wir freuen uns schon auf ein unvergessliches Erlebnis. Die Platzierung ist bei diesem Wettbewerb eigentlich zweitrangig: Der Weg ist das Ziel!

Wer mehr wissen will: Hier geht es zur Website der Euroglide 2024.

Außenlandung in Flugplatz-Sichtweite

Außenlandungen – das sind Landungen, die nicht auf einem Flugplatz erfolgen – gibt es häufiger bei den Segelfliegern. Meist ist es nachlassende Thermik, die uns dazu zwingt, den Flug vorzeitig zu beenden. Wir suchen uns dann rechtzeitig eine geeignete Wiese oder einen Acker aus, und machen einen ganz normalen Anflug mit Landung wie auf dem Flugplatz. Die Segelflugzeuge sind so gebaut, dass sie das ohne Schaden überstehen, und dann von den Fliegerkameraden mit dem Anhänger wieder von der Wiese “eingesammelt” werden können.

Die heutige Außenlandung war aber etwas Besonderes – sie fand in unmittelbarer Flugplatz-Nähe statt. Christian hatte mit unserem Doppelsitzer “Duo Discus” einen Föhnflug unternommen, und wollte nun wieder in Hohenems landen. Während des Landeanflugs drehte der Wind, so dass er statt gegen den Wind zu landen, wie es normalerweise gemacht wird, plötzlich mit einem kräftigen Rückenwind konfrontiert war. Daher war er bei Beginn der Landebahn noch viel zu hoch. Er hat die Situation jedoch souverän gemeistert und ist statt auf der Piste auf einer Wiese kurz hinter dem Flugplatz gelandet.

Schnell waren die Helfer zur Stelle, und mit vereinten Kräften war das Segelflugzeug wieder im Anhänger verstaut und zum Hangar zurückgebracht.

Werkstattarbeit – auch an der Webseite!

Nicht nur unsere Flugzeuge werden für die neue Saison fit gemacht – wir bauen auch unsere Webseite um. Vieles ist noch im Entstehen, und wird nach und nach von der alten Seite übertragen oder neu gemacht.

Schau einfach öfter mal vorbei, und entdecke, was es bei den Dornbirner Segelfliegern Neues gibt!