Wieder ein traumhafter Sommertag, warm, leichter Ostwind, und bald waren die ersten Quellungen am Himmel zu sehen. Startbereitschaft war für 11:30 Uhr angesetzt, bis dahin war noch einiges zu tun. Wir mussten nicht nur die zwei Flugzeuge aufbauen, sondern auch unser Gepäck und das Zubehör für beide Flugzeuge in einen Anhänger umräumen, und dabei möglichst nichts Wichtiges vergessen. Mein Anhänger samt Auto blieb in Venlo zurück, und für den ersten Tag hat Günter die Autobahn-Route gewählt, während Helmut auf der WG geflogen ist.
Nach dem Start haben Helmut und ich erst mal eine Weile gebraucht, um uns auf einen „lockeren“ Teamflug zu verständigen: Jeder fliegt für sich, mit gegenseitiger Information über Position und ggf. gutes Steigen. Am Anfang war die Sicht sehr bescheiden, aber es tauchten im Dunst immer wieder vielversprechende Quellungen und Aufreihungen im Ostwind auf. Der ursprüngliche Plan, möglichst bald nach der ersten Wende in Stadtlohn in das Sauerland zu queren, wurde daher bald aufgegeben, und wir sind bis Paderborn im Flachland geblieben. Dort haben wir uns auch wieder getroffen, und sind dann von dort aus im engeren Teamflug durch das Weserbergland und weiter Richtung Thüringer Wald geflogen. Die Sicht wurde jetzt besser, der Ostwind aber auch stärker, und die Wolken spärlicher. Über dem Thüringer Wald standen ab der Wartburg immer noch einzelne Wölkchen, die auch noch Thermik brachten, aber ab 18:30 Uhr wurde die Thermik deutlich schwächer, und es war eigentlich nur noch abgleiten angesagt. Der Rechner meinte, dass es noch bis nach Rudolstadt langt, somit haben wir uns per Funk auf diesen Flugplatz als Landeplatz verständigt.
Der Flugplatz liegt hinter einem Wald auf einer Kuppe, und da ich dort noch nie gelandet war, habe ich mit dem Motor noch ein paar hundert Meter Höhe gemacht, um einen sauberen Landeanflug hinzubekommen. Dies hat sich im Nachhinein auch als gute Entscheidung herausgestellt, denn als ich den Flugplatz dann im Blickfeld hatte, standen etwa in Bahnmitte bereits zwei Segelflugzeuge, die auch keine Anstalten machten, sich dort fortzubewegen. Vor die Wahl gestellt, mit Gegenwind kurz bergab zu landen, oder mit Rückenwind bergauf, habe ich mich für die letztere Variante entschieden, und konnte dann von der Asphaltbahn direkt auf die Abstellposition rollen. Helmut kam einige Minuten nach mir ebenfalls dort an.
Günter hatte unseren Funkverkehr im Auto mitgehört, und war dann auch ca. ½ Stunde nach unserer Landung ebenfalls mit dem Hänger dort angekommen.
Insgesamt sind an dem Abend fünf Flugzeuge der Euroglide dort gelandet. Flugbetrieb gab es dort nicht mehr, aber ein Motorflieger, der sich dort in seiner Freizeit seinen privaten Hangar baute, hat uns den Kontakt zum Segelflug-Verein vermittelt, und so hatten wir dann auch schnell alle Informationen, die wir für den nächsten Tag brauchten, und vor allem auch Strom, um unsere Akkus wieder für den nächsten Tag aufzuladen.
Während Helmut und ich unsere Flugzeuge für die Nacht fertig machten, hat Günter ein schönes Quartier organisiert, wo wir dann gegen 21:30 Uhr eingetroffen sind. Dort bekamen wir noch den Hinweis auf die einzige offene Pizzeria in Rudolstadt, wo wir dann auch die anderen Teams wieder trafen. Bei gutem Essen und einem kühlen Bier haben wir den langen Tag ausklingen lassen.