EUROGLIDE Tag 4: Freitag, 28.06.24; Lüneburg – Plätzer/Hünfeld

 An diesem Morgen erwartete uns eine völlig andere Luftmasse. Statt der trägen Warmluftpampe der letzten Tage war auf der Rückseite der Front frische Meeresluft eingeflossen, mit niedriger Basis, aber schönen Aufreihungen. Leider nicht in Flugrichtung, es ging ein strammer Westwind, der genau quer zum Kurs lag.

Bis Wolfsburg lief es noch ganz gut, auch wenn im starken Westwind die Thermik schwer zentrierbar war. Ab Braunschweig wurde es zunehmend blau, und die Basis sank deutlich ab.

Für den Sprung zum Harz habe ich mehrere Versuche gebraucht, und hatte dann auch noch die falsche Entscheidung getroffen, auf der Luvseite, also im Westen am Harz vorbei zu wollen. Dort war alles im niedrigen Bereich verwirbelt und dazu noch blau. Also im zweiten Versuch mit noch mal 400m Höhe aus dem Elektromotor im Osten auf dem Hochplateau hinter dem Brocken die Querung versucht. Das war auch nicht einfach, aber immerhin waren dort Wolken, die zumindest ungefähr zeigten, wo die Bärte standen.  

Ab Nordhausen bis Eisenach lief es dann wieder besser. Der Thermiktag neigte sich aber schon wieder seinem Ende entgegen, und was jetzt kam, kannte ich schon von meinen früheren Flügen vom Thüringer Wald nach Westen: Die Thermik wird schwächer, und das Gelände steigt zur Rhön noch mal deutlich an.Und ich war auf der Leeseite der Rhön, was die Sache bei dem starken Wind noch mal schwieriger machte. Günter war heute in der WG, aber ich hatte schon kurz nach dem Harz den Funkkontakt zu ihm verloren, er musste also deutlich weiter zurück liegen. Somit habe ich mich entschlossen, mit Motor quer zum Kurs zum Flugplatz Plätzer zu fliegen, der auf der Westseite der Rhön strategisch besser liegt für den Weiterflug zum nächsten Wendepunkt.


Günter war mittlerweile bei Göttingen gelandet, und gerade dabei, mit Helmut den Flieger in den Anhänger zu verladen. Das war gar nicht so einfach, denn alles Gepäck aus dem Anhänger musste vorher in den nicht allzu geräumigen Audi A3 umgeladen werden. Während die WG über die Autobahn zum Plätzer unterwegs war, durfte ich die Gastfreundschaft der dortigen Segelflieger in Anspruch nehmen, die mich mit Kaffee, Bier und Bratwurst versorgten und die Wartezeit verkürzten.

Unterkunft fanden wir im nahe gelegenen Best Western Hotel „Konrad Zuse“, der geniale Erbauer der ersten leistungsfähigen Computer hat hier gelebt. Im Hotel war für das Wochenende eine größere Gruppe von Motorradfahrern untergebracht, so dass wir mit unserem Segelflieger-Outfit in dem sonst eher auf Business getrimmten Hotel gar nicht weiter auffielen.

Leider waren wir auch heute etwas spät dran, und so musste – man ahnt es – wieder ein Universal-Inder gefunden werden, zwar mit mäßigem Ambiente, aber wir wurden satt und es hat geschmeckt.