Seit vielen Jahren geplant, diesmal hat es geklappt: Die Teilnahme an der EUROGLIDE, ein Segelflug-Wettbewerb der besonderen Art, denn hier werden nicht jeden Tag neue Aufgaben vom gleichen Flugplatz ausgehend geflogen, sondern es ist nach dem Start in Venlo (NL) eine Strecke von ca. 2.600 km mit 5 Wendepunkten vorgegeben, die von jedem teilnehmenden Team selbst organisiert abgeflogen wird. Wer zuerst wieder in Venlo ankommt, hat gewonnen. 
Von den Vorarlberger Sportfliegern haben wir uns mit zwei Teams angemeldet. Mit zwei Antares Elektro-Eigenstartern und einem Verfolger-Fahrzeug mit Anhänger wollen wir die Strecke im Teamflug absolvieren, d.h. wir wollen am Abend mit beiden Flugzeugen am gleichen Flugplatz landen. Ursprünglich waren wir vier Piloten, am Ende blieben aus Termingründen nur drei übrig: Helmut Mennel und Günter Kulhay wechseln sich auf ihrer Antares „WG“ ab, und ich (Peter Scholz) fliege meine Antares „AB“. Da wir alle schon im Pensionisten-Alter sind, wollten wir es auch komfortabel haben, d.h. die Nacht jeweils in einem Hotel in drei Einzelzimmern verbringen, und möglichst vorher gemütlich in einem Gastgarten bei gutem Essen und einem kühlen Bier zusammen hocken.
Die Anreise am Sonntag, den 23. Juni war lang, aber unspektakulär. Um kurz nach 6:00 Uhr ging es für mich mit der AB am Haken vom Flugplatz Hohenems Richtung Venlo, Günter und Helmut starteten mit der WG direkt von Bregenz aus. Am Morgen hat es in Vorarlberg noch leicht geregnet, doch unterwegs wurde das Wetter immer besser, und gegen 15:00 Uhr trafen wir kurz nacheinander bei schönstem Sommerwetter in Venlo ein.

Um 17:00 Uhr war das Eröffnungsbriefing angesetzt, so hatten wir noch Zeit, im Hotel einzuchecken und kurz unter die Dusche zu springen.
Nach dem Briefing hatten die Venloer Segelfli
eger zu einem Grillabend eingeladen, und so haben wir den warmen Sommerabend bei gutem Essen und Trinken genossen, alte Bekanntschaften wieder aufgefrischt und uns auf den kommenden Tag und den Beginn des Wettbewerbs gefreut.



Wieder ein traumhafter Sommertag, warm, leichter Ostwind, und bald waren die ersten Quellungen am Himmel zu sehen. Startbereitschaft war für 11:30 Uhr angesetzt, bis dahin war noch einiges zu tun. Wir mussten nicht nur die zwei Flugzeuge aufbauen, sondern auch unser Gepäck und das Zubehör für beide Flugzeuge in einen Anhänger umräumen, und dabei möglichst nichts Wichtiges vergessen. Mein Anhänger samt Auto blieb in Venlo zurück, und für den ersten Tag hat Günter die Autobahn-Route gewählt, während Helmut auf der WG geflogen ist.
Dort haben wir uns auch wieder getroffen, und sind dann von dort aus im engeren Teamflug durch das Weserbergland und weiter Richtung Thüringer Wald geflogen. Die Sicht wurde jetzt besser, der Ostwind aber auch stärker, und die Wolken spärlicher. Über dem Thüringer Wald standen ab der Wartburg immer noch einzelne Wölkchen, die auch noch Thermik brachten, aber ab 18:30 Uhr wurde die Thermik deutlich schwächer, und es war eigentlich nur noch abgleiten angesagt. Der Rechner meinte, dass es noch bis nach Rudolstadt langt, somit haben wir uns per Funk auf diesen Flugplatz als Landeplatz verständigt.



Johannes, der Vorsitzende des Vereins, war extra zum Platz herausgekommen, um als Startleiter zu fungieren. Mit guten Tipps zur Route versehen, sind wir dann gegen 11:30 Uhr wieder aufgebrochen. In der WG wieder Helmut, Günter hat die Flugfläche 0 im Auto vorgezogen.
Der Ostwind war wieder sehr kräftig, insgesamt war es blauer, aber im Wind bildeten sich immer wieder kleine Flusen, die tragende Linien markierten. So ging es erst das Saaletal entlang, dann über Gera und Chemnitz an das Erzgebirge auf die Südseite. Dort gab es dann wieder mehr Wolken, und so ging es zwar langsam, aber stetig zur Wende hin. Danach ging es dann mit leichter Rückenwindkomponente besser voran, allerdings war die Thermik jetzt deutlich zerrissener, und nicht immer dort, wo ich sie vermutet hatte.
Am späteren Nachmittag wurde es dann auch wieder blauer, aber die Sandböden mit ihren Wäldern haben eigentlich bis zum Schluss zuverlässig getragen. Reinsdorf war sicher erreichbar, Lüsse hätte wahrscheinlich auch noch funktioniert. Da Helmut aber doch gute 30km hinter mir war, haben wir uns für Reinsdorf entschieden, denn der Thermiktag ging um kurz nach 18:00 Uhr definitiv zu Ende.
Günter war auch bald mit dem Hänger angekommen, und durfte seine Fähigkeiten als Quartiermeister wieder unter Beweis stellen. Booking.com war nicht sehr ergiebig, aber über Google Maps hat er dann das Parkhotel Schönewalde aufgetrieben. Die Frage nach drei Einzelzimmern um kurz nach 19:00 Uhr kommentierte die Inhaberin dann nur mit einer landestypischen Bemerkung „Und det fällt Ihne jetzt ein, det Se drei Einzelzimmer brauchen?“ Sie war dann aber sehr nett, wir bekamen unsere drei Zimmer, und im Ort gab es auch noch einen Gasthof, der bis 23:00 Uhr geöffnet hatte. Somit alles perfekt!

Der Donnerstag begann sonnig und sommerlich warm, und eigentlich waren wir sehr optimistisch, heute nach der Wende in Lüneburg noch ein gutes Stück nach Süden voranzukommen. Als wir jedoch am Flugplatz ankamen, hatte der Wettergott entschieden, just über Reinsdorf eine Schauerwolke auszuquetschen, und es regnete erst mal für eine gute halbe Stunde. Immer noch optimistisch, genehmigten wir uns erst mal Kaffee und Kuchen bei Erika, die neben der Bewirtung der Flugplatzkneipe auch noch als Flugleiterin den Funkverkehr mit den an- und abfliegenden Piloten in Reinsdorf abwickelte.
Wir starteten aber erst um 15:00, und somit war klar, dass wir heute nicht weit vorankommen würden, denn an der Konvergenzlinie hatte die Überentwicklung mit Schauern und Gewittern schon eingesetzt. Anfangs ging es auch noch recht zäh voran, kurz vor Lüsse musste ich mich aus 300m mühsam wieder ausgraben.






An diesem Morgen erwartete uns eine völlig andere Luftmasse. Statt der trägen Warmluftpampe der letzten Tage war auf der Rückseite der Front frische Meeresluft eingeflossen, mit niedriger Basis, aber schönen Aufreihungen. Leider nicht in Flugrichtung, es ging ein strammer Westwind, der genau quer zum Kurs lag.
Und ich war auf der Leeseite der Rhön, was die Sache bei dem starken Wind noch mal schwieriger machte. Günter war heute in der WG, aber ich hatte schon kurz nach dem Harz den Funkkontakt zu ihm verloren, er musste also deutlich weiter zurück liegen. Somit habe ich mich entschlossen, mit Motor quer zum Kurs zum Flugplatz Plätzer zu fliegen, der auf der Westseite der Rhön strategisch besser liegt für den Weiterflug zum nächsten Wendepunkt.

Unterkunft fanden wir im nahe gelegenen Best Western Hotel „Konrad Zuse“, der geniale Erbauer der ersten leistungsfähigen Computer hat hier gelebt. Im Hotel war für das Wochenende eine größere Gruppe von Motorradfahrern untergebracht, so dass wir mit unserem Segelflieger-Outfit in dem sonst eher auf Business getrimmten Hotel gar nicht weiter auffielen.
Leider war die schöne kühle Meeresluft schon weiter nach Osten abgezogen, und von Westen näherte sich ein massiver Trog, im Vorfeld wurde wieder subtropische Warmluft herangeführt, inklusive Saharastaub, der zwischenzeitlich dämpfend auf die Thermik wirkte.





